10.24.2022

Farbwechsel Gins – der neue Trend in der Gin-Szene?

Entwicklung der Gin-Branche

Wie in einem anderen Beitrag erwähnt, hat Gin eine lange Tradition. Bei der Entwicklung ihrer Gin-Kreationen gehen Hersteller – damals wie heute – ganz unterschiedliche Wege: Old Tom Gins, Sloe Gins, New Western Style Gins, Pink Gins, Black Gins, und so weiter. In den letzten Jahren hat sich die Gin-Branche stark entwickelt. Immer wieder werden weitere innovative Gin-Sorten auf den Markt gebracht. Eine dieser Innovationen sind die Farbwechsel Gins, auch Blue Gins genannt. Diese ändern ihre Farbe, wenn sie mit bestimmten Flüssigkeiten in Berührung kommen.

2015 kreierte ich als Geburtstagsgeschenk für einen Freund die Urversion des Tinte Gins. Damals kannte ich noch keine Gins dieser Kategorie. Wir waren quasi Pioniere und haben somit etwas Neues geschaffen. Mein Bestreben war und ist stets etwas Neues und Besonderes zu schaffen – nicht jemanden oder etwas zu kopieren. Ich denke keiner braucht einen weiteren Red Bull oder Monkey 47 Verschnitt.

Mittlerweile gibt es einige Farbwechsel Gins auf dem Markt. Meiner Meinung nach ist das auch tatsächlich gut so. So könnt ihr euch selbst aussuchen, welcher von ihnen eure Ansprüche erfüllt.

Ich finde bei der Auswahl sollte es ja nicht nur um die Farbe gehen. Im besten Fall sollte es um mehr gehen als das. Da ich stets mit viel Liebe und Leidenschaft an die Entwicklung und Herstellung meiner Produkte herangehe, habe ich die romantische Vorstellung, dass alle, die sich für eine Spirituose interessieren, sich folgende Fragen stellen:

•    Spricht mich das Design an?
•    Habe ich einen Anspruch an die Qualität des Produkts?
•    Interessiere ich mich für die Inhaltsstoffe oder „Botanicals“, die in der Spirituose Verwendung finden.
•    Kann ich mich mit den Werten des Unternehmens identifizieren und sind mir solche Werte beim Kauf wichtig? Beziehe ich z. B. Aspekte der Nachhaltigkeit in meine Kaufentscheidung mit ein?
•    Soll es ein handgefertigtes – und kein Massenprodukt sein?

Schließlich sollte der Gin auch geruchlich und geschmacklich überzeugen. Das merkt man dann aber zugegebenermaßen erst, wenn man sich traut das gute Tröpfchen zu kaufen und zu probieren.

Wir sprechen an der Stelle grundsätzlich nicht von billig oder teuer, sondern von Preiswertigkeit. Jeder einzelne misst Dingen einen eigenen Wert zu und entscheidet für sich was wichtig ist und was nicht.

Wie funktioniert der Farbwechsel Gin?

Der Farbwechsel in diesen Gins funktioniert durch den Einsatz von, bevorzugt natürlichen, Farbstoffen. Es gibt auch chemische Färbemittel, die für den Zweck verwendet werden können. Manche Hersteller tun das auch. Wir ziehen den Einsatz von ausschließlich natürlichen und pflanzlichen Inhaltsstoffen in unseren Produkten vor.

Durch die Zugabe von säurehaltigen Zutaten oder Getränken, wie zum Beispiel Limettensaft oder Tonic, werden diese Farbstoffe „aktiviert“. So verwandelt sich ein tiefblauer Gin in einen kräftig violetten Drink.

Fun Fact: Schon Goethe hat mit Pflanzen experimentiert, die bei Änderung des PH-Werts die Farbe verändern. Aus dem Chemieunterricht kennt man diesen Effekt als Lackmustest 🙂

Blaue Gins lichtgeschützt lagern?

Wurde der Farbwechsler pflanzlich veredelt, so solltest du ihn nicht dem direkten Sonnenlicht aussetzen. Es bleibt nicht aus, dass die Farbe mit der Zeit durch UV-Strahlung und Oxidation beeinflusst wird. Dadurch zersetzen sich die Farbpartikel im Gin kontinuierlich. Du kannst dann beobachten, wie der Gin zunehmend lichtdurchlässiger  und gegebenenfalls leicht türkisstichig wird. Lässt du ihn lange genug im direkten Licht stehen, wird er irgendwann fast klar.

Beim Tinte Gin dauert das aber erfahrungsgemäß mindestens ein halbes Jahr, wenn nicht länger. Bei korrekter Lagerung sind es sogar mehrere Jahre. Ich habe noch die Flasche 1 der Batch 1 vom Oktober 2018 ungeöffnet zu Hause. Die Farbe hat sich in vier Jahren kaum verändert.

Diese Eigenschaft kannst du auch als Qualitätsmerkmal sehen. Würde sich die Farbe nicht zersetzen, läge es nahe, dass sie nicht natürlich ist. Wir gehen aber davon aus, dass es genügend Menschen gibt, die viel Wert auf Natürlichkeit und Qualität legen.

Der Inhalt der Flasche ist ohnehin zu schade, um ihn nicht zu trinken. Unser Tipp: Trau dich! Da wo er herkommt, gibt es noch viel mehr 😉

Randnotiz: Ein ausgeblichener Farbwechsler ist selbstverständlich noch genießbar. Nur weil die Farbe nicht ewig hält, ist der Gin nicht schlecht.

Blue Gins – Nutzen & Einsatz

Reduziert man das ganze Thema NUR auf die Farbe könnte man ketzerisch fragen: „Braucht man diesen Effekt überhaupt? Muss ein Gin pink, schwarz oder blau sein? Und auch noch die Farbe ändern?“

Unsere Antwort: „Nein!“

Man muss auch nicht im Sternerestaurant essen gehen. Eine Großkantine oder Fastfood Kette ist ausreichend für die Nahrungsaufnahme. Aber manch einer möchte das Essen oder Trinken nicht einfach nur passiv konsumieren. Es geht vor allem darum ganz bewusst und mit möglichst allen Sinnen zu erleben, zu genießen und wertzuschätzen. Daher ist es doch unserer Meinung nach großartig, dass es solche Varianten gibt. So unterschiedlich und facettenreich wie der Mensch selbst. Und wenn der Gin dann noch schmeckt, ist es doch nah an der Perfektion. 🙂

Als jemand, der viele Jahre hinter der Bar stand, sehe ich noch einen weiteren netten Nebeneffekt. Als Gastronom kann man mit einem Farbwechsel Gin nonverbal mit seinem Gast kommunizieren.

Stell dir folgendes Szenario vor: Du bist zu Gast in einer Bar und bestellst einen Gin & Tonic. Der Barmann stellt ein Glas mit Eis und Tinte Gin vor dich und eine Flasche Tonic daneben. Du gießt dir eine Menge „x“ von dem Tonic ins Glas ein. Zwischendurch nippst du auch hin und wieder an der Tonic Flasche. Bei einem klaren Gin kann der Barmann nicht wissen, wieviel Tonic du dir in deinen Drink gemischt hast. Die Farbe deines Tinte Tonic verrät jedoch sofort etwas über das Mischverhältnis. Trinkst du deinen Gin & Tonic eher stark oder lieber smooth?

Nun möchtest du etwas Abwechslung und fragst beispielsweise nach einem Cocktail. Mit diesem Wissen kann der aufmerksame Barmann, der soeben aus deinem Trinkverhalten lernen durfte, wesentlich besser auf dich eingehen. Er hat eine bessere Vorstellung was für eine Art Drink er dir als nächstes empfehlen kann. Gibt schlimmeres! 😉

Fazit

Man mag von den Entwicklungen im Gin Bereich halten was man möchte. Solange man aber Qualität und ein ehrliches Produkt anbietet, kann die Farbgebung ja nur einen Zusatznutzen stiften. Also lasst uns ein wenig mehr Farbe ins Leben bringen und unser Mindset ein wenig öffnen. Alle anderen können gerne mit geschlossenen Augen genießen oder den Gin für einige Monate in die Sonne stellen. Letzteres war natürlich nur ein Scherz. 🙂

Ich bin der Meinung, dass Traditionen dafür da sind, um an ihrem Kern festzuhalten. Sie sind wichtig, aber nicht unumstößlich und sollten durch Weiterentwicklung und neue Ideen vorangetrieben werden. Diese Denkart ist der Schlüssel für das Vorankommen der Menschheit. Ich habe jedenfalls nicht vor zurück in die Höhle zu ziehen. 😉

Cheers euer Flo von edelranz

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